Porträt

Die erneuerte Liturgie zum Klingen bringen 

war ein zentrales Leitmotiv des kirchenmusikalischen Wirkens von Max Eham

Mit seinen Kompositionen hat er vielen den Zugang vermittelt zu den neuen Möglichkeiten, die die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils für die Kirchenmusik auftat. Die großen Pontifikalvespern, zu denen die Teilnehmer von überallher zusammenströmten, öffneten vielen die Ohren für Musik des Gottesdienstes in deutscher Sprache; die auf dem Land selbst-verständlich wirkenden Bläsergruppen entdeckten durch seine Werke ihre musikalische Rolle bei den Festgottesdiensten mit vitaler Gemeindebeteiligung, die den Chor mit einschloss. Gottesdienstmusik, bei der die Versammlung aus ganzem Herzen mitsingt, bei der der Chor zugleich tragendes Element bleibt – dafür stehen Werk und Wirken des Komponisten und Domkapellmeisters Max Eham.

An wichtige Etappen des gemeinsamen Weges der liturgischen Erneuerung mit der Musik von Max Eham erinnert sich der Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Rupert Berger in seinem Beitrag “Max Ehams kompositorisches Leitmotiv”.

Eine intensive Arbeitsphase

Mit seinem Wechsel vom Freisinger Mariendom an die Münchener Kathedrale (1970) begann für Max Eham eine neue, intensive Arbeitsphase, deren Aufgabenstellungen er schon ahnte: „Es war an einem Pfingstsonntag in den 60er Jahren. Der Domberg zeigte wie immer um diese Zeit sein schönstes Grün, wir hatten zum Hochamt im Dom Mozarts Krönungsmesse musiziert, und ich stand dann froh und dankbar auf der Terrasse und schaut ins weite Land. Während ich noch Mozarts Musik im Ohr hatte, drang plötzlich von unten her ein feierliches Singen. Die evangelische Gemeinde Freisings hatte die Tore ihrer wiederauferbauten Kirche weit geöffnet und sang ihre starken Pfingstchoräle. Und ich stand da, hörte zu und kam ins Grübeln und dachte: ob und wann es wohl sich einmal fügen wird, dass diese beiden musikalischen Kraftströme, unsere bayrisch geprägte Kirchenmusik und der tiefe evangelische Choral, ob diese beiden Elemente sich einmal zusammen finden zu einer großen Kraft im Zeichen der Una Sancta?“

Das kraftvolle Singen der ganzen Gemeinde in der gottesdienstlichen Feier war dem Domkapellmeister immer ein Herzensanliegen; das unterstreichen gerade seine zahlreichen ansprechend gestalteten Sätze und Arrangements zu Gemeindeliedern für den Gottesdienst, die weite Verbreitung gefunden haben.

„Max Eham war zeitlebens das Psalmwort (Ps 146,2) Lebensprinzip: ‚Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, meinem Gott singen und spielen, solange ich da bin‘. Seine Kompositionen, seine Musik und sein Gesang haben schon hier auf Erden etwas vom neuen Lied, vom ewigen Lobgesang bei Gott hörbar gemacht, entsprechend dem Wort des hl. Augustinus vom ewigen Leben bei Gott: ‚Wir werden lieben und loben am Ende und dies ohne Ende!‘“ (Friedrich Kardinal Wetter)

 

Max Eham – Vita

Max Eham wurde am 16. Februar 1915 als jüngster Sohn einer Bauernfamilie in Bergham bei Miesbach geboren. Seine musikalische Begabung wurde früh entdeckt und im damaligen Erzbischöflichen Knabenseminar in Freising gefördert. Dort hatte er ersten Klavier- und Orgelunterricht. Auch sein weiterer Werdegang ist mit der alten Bischofsstadt Freising verbunden. Nach dem Abitur am dortigen Domgymnasium studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hochschule. Gleichzeitig nahm er privaten Musikunterricht bei Michael Dachs, dem Autor bekannter Lehrbücher zur Musiklehre, Harmonielehre und zum Kontrapunkt. 1939 wurde Eham von Kardinal Michael Faulhaber in Freising zum Priester geweiht.

Unmittelbar danach studierte er bis 1941 an der Staatlichen Akademie der Tonkunst in München bei den Professoren Joseph Haas (Komposition), Emanuel Gatscher (Orgel) und Ludwig Berberich (Kirchenmusik). 1949 wurde er zum Domkapellmeister am Freisinger Mariendom und zum Chorallehrer am Freisinger Priesterseminar ernannt. 1969 berief ihn Kardinal Julius Döpfner als Nachfolger von Professor Johannes Hafner zum Domkapellmeister der Münchner Liebfrauenkirche. Dieses Amt übte er mit großer Hingabe und künstlerischer Leidenschaft bis 1990 auch unter den Erzbischöfen und Kardinälen Joseph Ratzinger und Friedrich Wetter aus, die sein Wirken sehr schätzten.

1969 wurde Eham zunächst Lehrbeauftragter, 1975 Honorarprofessor an der Abteilung Katholische Kirchenmusik der Staatlichen Hochschule für Musik in München. Dort unterrichtete er Partitur und Generalbassspiel, Dirigieren und Geschichte der katholischen Kirchenmusik.

Für die Erneuerung der katholischen Kirchenmusik

Er hat sich besonders für die Erneuerung der katholischen Kirchenmusik nach der liturgischen Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils engagiert und musikalische Maßstäbe für eine aktive Teilnahme der Gemeinde an der Gestaltung eines lebendigen Gottesdienstes gesetzt. Andererseits, so sagte er einmal, sei es auch wichtiger Auftrag der Kirchenmusiker, die vielen Schätze der geistlichen Kompositionen früherer Epochen nicht in den Archiven verstauben zu lassen. Als Komponist hat Eham zahlreiche Messen, viele Motetten und Liedsätze geschaffen. Er komponierte vier Requien und schrieb speziell für den Münchner Liebfrauendom und den Freisinger Mariendom musikalisch ausgearbeitete Vespern, darunter die populäre „Korbiniansvesper“ zum Fest des Diözesanpatrons der Erzdiözese.

Für seine Verdienste um die Kirchenmusik ernannte ihn Papst Paul VI. 1977 zum Ehrenprälaten. 1986 ehrte ihn Bundespräsident Richard von Weizsäcker mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Am Sonntag, dem 27. Juli 2008, ist Max Eham im Alter von 93 Jahren verstorben.

Winfried Röhmel

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